Diese Dreieckstücher, legen Frauen sich über die Schultern. Es ist ein sehr nützliches Kleidungsstück für kühle Abendstunden oder auch für die Übergangszeit.
Hinweise zum Stricken als Technik:Stricken ist ein altes Handwerk, bei dem zwei dünne Stäbe (Stricknadeln) verwendet werden, um einzelne Schlaufen durch zuvor gebildete Schlaufen zu ziehen. Die Arbeit geht in Hin- und Rückreihen voran. Am Ende entsteht eine Reihe von miteinander verbundenen, kettenartigen Maschen: ein Gewebe. Die Gewebemaschen bilden ein Netz, das einem mit Hilfe eines Webstuhles erzeugten Netz ähnlich ist.
Man nimmt an, dass die Strickkunst im 5. Jahrhundert von den Arabern nach Europa eingeführt wurde. Im Mittelalter überwachten Zünfte die Herstellung von Strickwaren. Im 14. und 15. Jahrhundert kam dieses Handwerk in England und Schottland zur Blüte. Ab dem 16. Jahrhundert organisierten sich die Stricker in Zünften. 1589 brachte der englische Geistliche William Lee in Nottingham eine Strumpfstrickmaschine zur Perfektion, deren Strickrahmen so ausgereift war, dass für die nächsten 250 Jahre nur wenige Veränderungen notwendig waren. Durch spätere englische Erfindungen, wie die Vorrichtung zur Herstellung von Rippenmustern (1758), eine Flachstrickmaschine (1775) und eine Rundstrickmaschine, wurde die Herstellung von Strumpfwaren und anderen Kleidungsstücken möglich. Bis ins 19. Jahrhundert verbreiteten sich maschinengestrickte Unterwäsche und andere Arten gestrickter Gewebe.
Persönliche Anmerkung:Ein Vorläufer des Strickens ist die
Technik des Nadelbindens, die in Skandinavien wohl eher zum Einsatz kam. Inwieweit gestrickte Kleidungsstücke gefunden wurden, ist mir nicht bekannt.
Andreas Sturm schreibt dazu:
"Diese Technik wird heute meist mit den Wikingern verbunden, ist jedoch weitaus älteren Ursprungs und läßt sich bereits in der Jungsteinzeit nachweisen. Wie das Filet wird die textile Fläche mit einer einzelnen Nadel gebildet, mit deren Hilfe der gesamte Faden durch eine oder mehrere bereits geformte Maschen gezogen wird (Abb. 3). Diese Technik läßt sich genauso wie das Filet eher mit dem Nähen als dem Stricken oder Häkeln vergleichen. Denn im Gegensatz zu Filet und Nadelbindung wird beim Stricken und Häkeln eine neue Masche dadurch gebildet, dass nur ein kleines Stück Faden mit einer (Haken-) Nadel durch eine einzelne, schon bestehende Masche gezogen und zu einer neuen Fadenschlaufe geformt wird.
Naalbinding-Produkte und Gestricke zeichnen sich durch einen elastischen und engen Sitz aus, selbst an schwierigen Körperpartien wie Kopf, Händen und Füßen. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass Nadelbindung und Stricken gerade in Gebieten mit kaltem Klima eine besondere Blüte erlebten. Die Nadelbindung war allerdings im europäischen Mittelalter eher im skandinavischen und slawisch/baltischen Raum verbreitet. In Zentraleuropa finden sich dagegen nur wenige Beispiele für diese Variante - meist aus dem hochadligen oder klerikalen Umfeld. Sonst zog man in unseren gemäßigten Breiten das Stricken der Nadelbindung vor. Wie diese geographische Teilung zustande kam, drückt ein finnisches Sprichwort sehr treffend aus: "Der, welcher gestrickte Fäustlinge trägt, hat eine ungeschickte Frau."
Das Sprichwort ist ein Hinweis auf wesentlichen ökonomischen Unterschied zwischen der Nadelbindung und Strickware, der dort an Bedeutung gewinnt, wo die mittelalterliche Gesellschaft den Wandel zur Geldwirtschaft vollzieht. Nadelbindung erfordert einen weitaus größeren Zeitaufwand und größeres handwerkliches Geschick als Stricken und eignet sich deshalb eher für die Deckung des Eigenbedarfs in kleinen Dorfgemeinschaften. In den aufblühenden Städten Zentral- und Südeuropas dagegen konnte die Nadelbindung als Handelsware mit dem effizienteren Stricken nicht konkurrieren.
Hauptsächlich wurde die Nadelbindung für Herstellung von Fäustlingen verwendet. Im englischen York wurde bei Ausgrabungen auch eine mit dieser Technik hergestellte Socke aus dem 10 Jh. n. Chr. entdeckt, die wohl bis zum Fußknöchel reichte."